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Kathrin Tarricone

„Die Zukunft liegt nicht in Bullerbü“

Zur Person

Fortschritt statt Apokalypse: Kathrin Tarricone (58) ist Landtagsabgeordnete der FDP aus dem Landkreis Mansfeld Südharz und studierte Agraringenieurin. Sie will die Landwirtschaft mit Innovationen zukunftsfest machen.

Wohin steuern Landwirtschaft und Umweltpolitik? FDP-Landtagsabgeordnete Kathrin Tarricone (58) kämpft für praxisorientierte und wissenschaftsbasierte Lösungen anstelle von Verboten und Regulierungswut. Sie setzt auf grüne Biotechnologie und einen zeitgemäßen Umgang mit dem Wolf. Endzeitstimmung und Untergangsszenarien begegnet sie mit Optimismus und Freude am Fortschritt.

In der Landtagskantine ist die Mittagspause gerade vorbei, da geht es nebenan im Plenum um Salat. FDP Agrarpolitikerin Kathrin Tarricone ist am Rednerpult in ihrem Element. „Was denn“, ruft sie fragend in den Plenarsaal und lässt die nach oben geöffneten Handflächen wie eine Waage abwechselnd nach oben und unten schwingen, „was wollen Sie denn auf die Packung schreiben? Dieser Salat ist möglicherweise mutiert?“ Lachen auf der einen, empörte Aufregung auf der anderen Seite des Saals.

Die FDP-Fraktion hat an diesem Freitag im September 2023 eine Aktuelle Debatte zu einem oft emotional diskutierten Thema beantragt: „Chancen der grünen Biotechnologie für die Nahrungsmittelproduktion und den Forschungsstandort Sachsen-Anhalt nutzen“.

Auftritt Kathrin Tarricone: „Die Zukunft der Landwirtschaft“, sagt sie, „liegt in der Hochtechnologie und nicht in Bullerbü“. Das geht insbesondere an die Adresse der Grünen mit ihren Rufen nach Verboten, nach (noch mehr) Regulierung und Kennzeichnungspflichten. Die Debatte müsse von Fakten und wissenschaftlichen Erkenntnissen bestimmt werden statt von Ängsten.

„Jetzt mit der Apokalypse zu drohen – ich bitte Sie ganz herzlich“, sagt Tarricone und schlägt die Hände vor dem Gesicht zusammen.

Die Landwirte scharren mit den Füßen, die warten nur darauf.

Kathrin Tarricone (FDP)

Neue Züchtungsmethoden

Die Haltung der Agraringenieurin und ihrer Kollegen in der FDP-Fraktion ist die: Angepasste Nutzpflanzen sollen in Zukunft dazu beitragen, stabile Ernten und damit die Nahrungsversorgung zu sichern, gerade angesichts sich ändernder klimatischer Bedingungen und unter der Maßgabe, möglichst wenig Dünge- und Pflanzenschutzmittel einzusetzen.

Die sogenannte Genom-Editierung mit der CRISPR/CAS-Methode, auch Genschere genannt, verspricht genau das. „Dabei werden keine fremden Gene in das Erbgut eingefügt, sondern einzelne Bausteine getauscht, wie es auch in der Natur fortwährend passiert“, erklärt die FDP-Abgeordnete.

Neue Sorten könnten mit den modernen Methoden sehr viel schneller gezüchtet und angepasste, resiliente Kulturpflanzen auf den Markt gebracht werden.

Sachsen-Anhalt in führender Position

Sachsen-Anhalt ist bei der Erforschung in der „Pole Position“: Mit dem Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung in Gatersleben ist man Vorreiterland: Dort wird unter Klimaszenarien der Zukunft geforscht. Künstliche Intelligenz hilft beim Auswerten der Ergebnisse, so dass blitzschnell und hochpräzise Sorten für alle Eventualitäten bereitgestellt werden können.

In dem Institut lagert eine der weltgrößten Genbanken für Kulturpflanzen: „Diesen Schatz müssen wir in Kombination mit neuen Züchtungstechniken und KI zu unser aller Wohl nutzen“, fordert Kathrin Tarricone.

Politik ohne ideologische Scheuklappen, an der Sache orientiert, aber mit liberaler Leidenschaft vertreten

„Schluss mit Märchenstunde“ beim Umgang mit dem Wolf

Politik ohne ideologische Scheuklappen, an der Sache orientiert, aber mit liberaler Leidenschaft vertreten – dafür stehen die Freien Demokraten seit dem Wiedereinzug in den Landtag im Sommer 2021.

Das gilt ebenso beim viel diskutierten Thema Wolf.

„Wir vertreten eine Politik ohne Dramatisierung und ohne romantische Verklärung. Der Wolf ist kein Kuscheltier, frisst aber auch kein Rotkäppchen. Und ganz offenkundig ist er nicht mehr vom Aussterben bedroht, sondern breitet sich auch hier zulande mit einer Geschwindigkeit aus, die keinen Zweifel daran lässt, dass seine Rückkehr von Dauer ist“, sagt Tarricone, die im Landtag auch Vorsitzende des Umweltausschusses ist.

Mit ihrer Fraktion setzt sie sich dafür ein, dass der Wolf ins Landesjagdrecht aufgenommen wird: „Wir brauchen endlich klare Regeln für das Zusammenleben mit dem Wolf. Dazu gehört nicht nur ein Reaktions- sondern auch ein aktives Populationsmanagement über die Jagd.“

Es gehe um die Zukunft der Weidewirtschaft. „Sie steht auf dem Spiel, dabei hat auch sie eine große Bedeutung für den Naturschutz und ist fester Bestandteil unserer Kulturlandschaft. Weidetierhalter warten schon lange auf ein Signal von der Politik“, erklärt sie.

Zur Halbzeit der aktuellen Legislaturperiode im Landtag ist dieses Ziel noch nicht erreicht. Aber: „Grundsätzlich sind wir uns mit unseren Koalitionspartnern CDU und SPD einig. Wir Freien Demokraten wollen dieses Zeichen nun zeitnah setzen und erhöhen den Druck.“

Ob grüne Biotechnologie, Wolf oder Wald: Jahrelang gab es in Sachsen-Anhalt mit einer schwarzrot-grünen Kenia-Koalition teils harte Konfrontationen zwischen Landwirten oder Waldbesitzern auf der einen und der Landesregierung auf der anderen Seite. Inzwischen stehen die Zeichen wieder auf Dialog. Ein Verdienst auch der Liberalen als Teil der 2021 geschmiedeten Deutschlandkoalition.

Zurück zum Salat und zur Debatte im Landtag. Am Schluss sagt Kathrin Tarricone: „Natürlich müssen wir Ängste ausräumen. Natürlich müssen wir den Menschen sagen, was auf den Weg gebracht wird. Wir setzen auf die Wissenschaft und auf den Fortschritt. Wir wollen die Chancen, die sich uns in Sachsen-Anhalt bieten, nutzen.“

Liberale Erfolge

Innovative Bewässerung für Weinbau

Der Weinbau ist für die Saale-Unstrut-Region landschaftsprägend. Die vergangenen Dürre-Jahre geben allerdings Anlass zu der Befürchtung, dass der natürliche Niederschlag während der Vegetationszeit nicht immer ausreicht, um den notwendigen wirtschaftlichen Ertrag der Weinlese sicherstellen zu können. Innovative Bewässerungssysteme können hier Abhilfe schaffen, sind jedoch zunächst mit hohen Investitionskosten verbunden. Im Landeshaushalt wurden die Voraussetzungen geschaffen, um die Winzer bei entsprechenden Pilotprojekten unterstützen zu können.

Mehr Geld und weniger Ideologie im Wald

Wir haben die jahrelange Konfrontation zwischen Landesregierung und den Waldbesitzern beendet. Das Land unterstützt den Privatwald mit zusätzlichen Fördermitteln bei der Bewältigung der vielfältigen Problemlagen der letzten Jahre. Das ist von besonderer Bedeutung, da es in Sachsen-Anhalt ausgesprochen viele kleine Waldeigentümer gibt. Wir wollen unsere Wälder für die sich ändernden klimatischen Bedingungen fit machen. Beim Waldumbau muss es deshalb entscheidend sein, dass die Wahl der Baumarten zum Standort passt – und nicht unbedingt zu einer Ideologie.

Nachteile für konventionelle Landwirte abgebaut

Eine Förderung des Ökolandbaus an der Marktnachfrage vorbei nützt weder den Steuerzahlern noch den Ökobetrieben, die ihre Produkte dann nicht mehr zu angemessenen Preisen absetzen können. Kathrin Tarricone: „Wir haben die ungerechtfertigte Benachteiligung der konventionellen Landwirtschaft in Sachsen-Anhalt sukzessive abgebaut – ohne die Ökobetriebe im Stich zu lassen: Deren Zahl wie auch die bewirtschaftete Fläche haben im letzten Jahr deutlich zugelegt.“

Düngeverbote auf das notwendige Maß beschränken

Die auf europäische Vorgaben zurückgehende Düngeverordnung führte auch in Sachsen-Anhalt zu weiträumigen Beschränkungen. Mit dem Ziel, hohe Nitratbelastung von Böden und Gewässern zu verringern, sind die Landwirte in den sogenannten „Roten Gebieten“ in der Folge gezwungen, Nährstoff nur unter dem eigentlichen Bedarf der Pflanzen zuzuführen – und einen entsprechend verringerten Ernteertrag hinzunehmen. Durch eine deutliche Verdichtung des Messstellennetzes können die Roten Gebiete in Zukunft sehr viel zielgenauer ausgewiesen werden. Zu diesem Zweck werden in dieser Legislaturperiode mindestens 83 Grundwassermessstellen neu gebohrt.

Unterstützung für Landesgartenschauen

Gartenschauen sind nicht nur ein Höhepunkt für Gartenfreunde, sondern auch für die gastgebenden Kommunen. Dabei werden nicht zuletzt Investitionen angestoßen, die das Ortsbild insgesamt aufwerten. Manche Kommunen haben die damit verbundenen Kosten allerdings auch immer wieder vor enorme Herausforderungen gestellt. Die Koalition hat für eine auskömmliche Ausstattung der nächsten Landesgartenschau in Bad Dürrenberg gesorgt und auch für zukünftige Landesgartenschauen eine bessere Unterstützung durch den Landeshaushalt auf den Weg gebracht.

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V.i.S.d.P: FDP-Landtagsfraktion Sachsen-Anhalt, Domplatz 6–9, 39104 Magdeburg



Redaktion: Robert Richter Bilder: Hans Eckardt